Kunstausstellung

+++ elementar +++

Martin LEHMANN Farbe und Form verschmelzen zur Einheit

Der Künstler Martin Lehmann zeigt seine beeindruckenden Werke in der Kunsthalle Art Affect

Man ließ dem interessierten Publikum Zeit, sich schon mal unvoreingenommen einen ersten Eindruck von den Werken des Idar-Obersteiner Künstlers Martin Lehmann zu verschaffen, bevor Kornelia Doll, Inhaberin der Kunsthalle, die zahlreich erschienenen Gäste der Vernissage begrüßte, nicht ohne auf den Laudator des Abends, den überregional bekannten Künstler Philippe Devaud, einzugehen.

Devaud überraschte nicht nur mit seiner formal ungewöhnlichen Laudatio – er führte quasi ein Gespräch mit dem ausstellenden Künstler –, sondern auch mit der nicht allzu geläufigen These, dass die heutige Kunst zwar insgesamt freier, im Gegenzug aber auch zu einer größeren Verpflichtung seitens der Künstler geworden sei. Der in Rinzenberg lebende Schweizer Künstler hinterfragte den Begriff des „Künstlers“ etymologisch und leitete über zur „Kunde“ seines ehemaligen Malschülers Martin Lehmann: Der Künstler, der hauptberuflich als Rettungsfahrer unterwegs ist und dabei oft den Menschen in den unglaublichsten Lebenssituationen begegnet und auch nicht selten mit dem Tod konfrontiert ist, balanciere sich mit seiner Kunst aus auf eine neue Ebene. Zusammen mit den rhetorischen Fähigkeiten bei seiner expressionistischen Titelgebung habe Lehmann einen Weg gefunden, auf dem er mutig weitergehen möge, denn er wolle nicht, betonte Meister Devaud, dass seine Schüler bei ihm bleiben: Sie sollen sich entwickeln. „Dein eigener Stil entwickelt neue Dimensionen. Und dass der Tod zum Leben gehört,“ schloss der Laudator, „das wäre deine Kunde.“

In Lehmanns Arbeiten brodelt und gärt es, schwingt und windet es sich, als ringe der Künstler um (Be-)Deutung. Dabei lässt er im Prinzip die Farben und Formen während der Arbeit – oft in ihrer Wirkung von Musik unterstützt und beeinflusst – selbst arbeiten, seine Hand führen. Mit den oft filigran herausgearbeiteten Details, ob mit Blei- oder Buntstiften oder mit Pinsel und Acrylfarben, zieht das Bild den Betrachter in seinen Bann. Beim erneuten Rundgang durch die Ausstellung fanden sich immer wieder Gäste vor den Bildern, mit dem Finger suchend und zeigend, sich intensiv austauschend und auch schon mal still verharrend und suchend.

Heidrun Weller aus Vollmersbach hat Martin Lehmanns Bilder zum ersten Mal so anschauen können und entschloss sich prompt für einen Kauf: „Ich habe vor dem Bild gestanden, und es hat mir gutgetan. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was er mit seinen Bildern aussagen will“, schwärmt die Kunstfreundin überzeugt von der stimmigen Farbgebung und der Verschmelzung von Formen und Farben. „Man betrachtet das Bild und weiß dann genau, warum es so heißt.“ Dieser Künstler vermag es, jeder sich bildenden Form eine Seele zu geben, die mal mehr oder weniger geheimnisvoll oder unheimlich wirkt, mal spannend wie ein Suchbild, auf dem es 1000 Dinge zu entdecken gibt.

Auf jeden Fall aber habe jedes Bild seine eigene, ganz besondere Entstehungsgeschichte, die nicht allein auf die Fantasie zurückgehe, sondern, wie Devaud betonte, auch viel harter künstlerischer Arbeit bedürfe. Lehmann selbst, dessen ausgeglichenes Wesen laut Devaud so sehr im Gegensatz zu seinen dynamischen Werken stehe, bewegte sich zurückhaltend, bescheiden und mit einem zufriedenen Strahlen im Gesicht durch seine erste Soloausstellung in der Berschweiler Galerie: Am Ende hatte noch ein weiteres Bild einen Käufer gefunden.

Nahe Zeitung vom Dienstag, 2. September 2014, Seite 23 Von Ilona Brombacher

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